Sind Kultur und Natur widersprüchliche Dinge?
Die Antwort auf diese Frage kommt auf den Blickwinkel des Betrachters an. Beginnen wir mit dem der Naturvölker. Oft zusammengefaßt unter dem Sammelbegriff "Indianer" haben sie tatsächlich einige verblüffende Gemeinsamkeiten - sie kennen gar kein Wort in Ihrer jeweiligen Sprache für "Kultur". Dies war und ist bis heute der Hauptgrund, solche Völker als "unzivilisiert" oder "wild" zu bezeichnen, von den vielen Schimpfwörtern wollen wir hier gar nicht sprechen. Sie lebten und, sofern man sie läßt, leben heute noch in vollkommener Harmonie mit ihrer Umwelt.
Kultur versucht immer die Umwelt nach bestimmten Gesichtspunkten zu formen. Was nicht hinein paßt, wird bekämpft. Die Medizin kennt schon lange den Unterschied zwischen "allopatisch" und "homöopatisch". Im übertragenen Sinne könnte man sagen, daß wir in einer allopatischen Denkweise gefangen sind. Der andauernde Kampf gleicht einem Don Quixote, nur auf viel verheerendere Weise, denn die von ihm bekämpften Windmühlen hätten im Erfolgsfall keinen allzu großen Schaden bedeutet. Unser Kampf ist eher mit dem Ast zu vergleichen, auf dem man sitzt und ihn gleichzeitig absägt.
Was aber ist denn nun der gravierende Unterschied?
Die Natur war vor uns da und es wird sie - vorausgesetzt wir sprengen nicht irgendwann den ganzen Planeten in die Luft - auch nach uns in der einen oder anderen Form geben. Sie hat bereits Milliarden von Jahren hinter sich und wir sind, auch wenn es vielleicht doppeldeutig erscheinen mag, das Letzte, was ihr begegnet ist. Wir können hier also getrost die Behauptung aufstellen, daß die Natur die Kultur nicht braucht, nur umgekehrt wird ein Schuh daraus - und auf diese Erkenntnis bauen wir unsere Aktivitäten.
Wer nun glaubt, wir sollten uns Felle umhängen und auf den Bäumen herumturnen, der hat leider die Entwicklung und das Lernen verschlafen.
- Die indianische Denkweise ist gestorben, da sie von der Zeit überlebt wurde.
- Die Denkweise moderner Industrienationen liegt im Sterben, da sie ebenfalls überlebt ist, aber niemand will es wahr haben.
Die Wende / Katastrophe naht
Das schöne Wort "Katastrophe" heißt nichts anderes als "Wende", wir Deutschen feiern dies sogar und haben gleichzeitig vor der selben Bedeutung in einer anderen Sprache Angst. Der Unterschied liegt aber nur darin, daß wir die "Wende" bewußt herbeiführen, die "Katastrophe" uns aber überfällt.
Das muß nicht sein, wenn wir unsere Sinne den Zeichen der Zeit öffnen. Die indianische Denkweise beinhaltet viele interressante Weisheiten, genau wie die Denkweise der modernen Industrienationen. Zusammen ergeben diese Weisheiten eine Einheit auf höherer Ebene und könnten der Sprung zur nächsten Entwicklungsstufe der Menschheit sein.
Zwei Seiten derselben Medaille
Dies liegt daran, daß Natur und Kultur die beiden gegensätzlichen Pole ein und derselben Sache sind. Menschen haben das Problem, die Mitte nicht in Worte fassen und auch nicht mit dem Verstand begreifen zu können. Daher brauchen wir diese Gegensätze zum Verstehen. Am deutlichsten wird dies mit den größten Gegensätzen, nämlich Gut und Böse. Es gäbe kein Gut, wenn es das Böse nicht gäbe und umgekehrt. Was noch viel fataler ist und niemand wahrhaben will, das eine bedingt sogar das andere in unserer eingeschränkten Denkweise.